Rolf Mack
HOMOSEXUALITÄT / Fünf Jahre
Schwule Bewegung Reutlingen (SchwuBeRT)
Den Dreck kräftig wegmachen
Seit fünf Jahren gibt es für männliche Homosexuelle mit "SchwuBeRT", der Schwulen Bewegung Reutlingen, einen Ansprechpartner für die Nöte, die diese Lebensform immer noch prägen. Jetzt gab es in
der Zelle das fällige Jubiläum.
REUTLINGEN 350 Schwule, Lesben und Heteros beim Jubiläum der Schwulenbewegung Reutlingen in der Zelle: Mitglieder und Gäste feierten bei zivilem Eintritt und zivilen Getränkepreisen eines der Feste
im Jahreskreis, die "SchwuBeRT" ausrichtet.
Meist sind es drei im Jahr. Das jetzige, das vor einigen Tagen stattfand, ist gleichzeitig fünfjähriges Jubiläum und damit auch Anlass für einen Rückblick auf die Reutlinger Schwulenbewegung in den
vergangenen Jahren.
Ein Rückblick, der auch den Schauteil des Festes in der Zelle bestimmte. Dargestellt wurden nämlich noch einmal die drei Motive, die die Reutlinger Bewegung bei den drei jüngsten
"Christopher-Street-Day-Paraden" in Stuttgart eingebracht hat.
Nach den "Dirndln", die 2000 den Weg der Provinz in die für Minderheiten offenere Großstadt symbolisierten und dem "Café SchwuBeRT" im Jahr darauf, gab es in diesem Jahr den Wagen "Kehrwoche", mit
dem durchaus politisch gemeinten Anspruch, den Dreck wegzumachen, der die Diskussion um die Homosexualität immer noch bestimmt und der immer noch zu einschneidenden Diskriminierungen führt. "Schon
dass ich Sie bitte, meinen Namen nicht zu schreiben, zeigt, dass Diskriminierung heute immer noch wirkt", sagt der Gesprächspartner von "SchwuBeRT".
Diskriminierung gibt es immer noch sehr stark in der Arbeitswelt. Einige Mitglieder von "SchwuBeRT" verschweigen sogar, was sie arbeiten, um sich vor einer Entdeckung zu schützen.
Viele haben nach wie vor Schwierigkeiten im Elternhaus und mit der Familie, weil es dort nicht gelingt, die Neigung des Sohnes zu akzeptieren.
Viele Homosexuelle leben ihre Neigungen nach wie vor in den Großstädten München und Stuttgart aus. Hier ist die Gefahr, entdeckt zu werden, etwas geringer. Die Diskussion um das
Lebenspartnerschaftsgesetz habe zwar wieder Bewegung in die Diskussion um Homosexualität gebracht, doch die Ausführung des Gesetzes sei vielfach skandalös.
So müssen in Tübingen die Lebenspartnerschaften bei der Kraftfahrzeugzulassungstelle angezeigt werden.
In Reutlingen ist es besser, weil die Sachbearbeiterin im Landratsamt sich bemüht, die Registrierung nicht - wie vielfach politisch gewollt - als Routineverwaltungsakt zu machen. Um die 25 der
mehrere tausende in Reutlingen lebenden Homosexuellen treffen sich regelmäßig bei "SchwuBeRt": Erfahrungsaustausch, das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein und ein Jahresprogramm, das neben den
Clubabenden auch Reisen und die Unterstützung der Aids-Hilfe vorsieht.